Zurück in der „Zivilisation“
Angekommen in Uyuni nach 3 Tagen in der Wüste, bekamen wir doch ziemlich schlagartig den Unterschied zwischen dem reichen Chile und dem armen Bolivien zu spüren. Sitzend in unserem dicken Landrover fuhren wir durch die Wohngegend Uyunis bis in den Stadtkern. Viel Schutt und Staub, brachliegende Häuser und so viel Müll. Und dazwischen Kinder, die in dieser für uns trostlosen Gegend glücklich und zufrieden Fußball spielen. An diesen Anblick müssen wir uns erstmal wieder gewöhnen…wenn das überhaupt möglich ist. Der touristische Stadtkern wirkte dann doch wieder anders. Wir waren angekommen in der ‚Zivilisation‘. Gehalten hat uns in Uyuni aber trotzdem nichts und so buchten wir direkt ein Ticket für den Nachtbus nach La Paz.
Wir kannten diese Art von Nachtbussen ja schon aus Asien und wir verstehen es einfach nicht, warum die westlichen Länder sowas nicht hinbekommen. Wir haben ’semi-cama‘ gebucht. Die Sitze sind so bequem, man hat viel Platz und kann sie zu einem halben Bett umfunktionieren. ‚Cama‘ wäre noch eine Stufe darüber. Schläft man dann im Himmelbett? 😉 Nach einer ziemlich guten Nachtfahrt, sind wir schließlich in La Paz angekommen.
Chaos in La Paz
La Paz ist die zweitgrößte Stadt Boliviens. Es leben hier über eine Million Menschen und damit ist sie eine der höchstgelegensten Großstädte der Welt. Im Durchschnitt liegt La Paz bei 3600 m über dem Meeresspiegel. Zwei Tage lang haben wir hier viele teils neue, teils altbekannte Eindrücke auf uns wirken lassen.
Fangen wir an beim Verkehr: einfach nur Hölle! Als Fußgänger lebt man gefährlich. Die ganzen Abgase in der Luft, das Hupen – Wahnsinn.
Als zweites sind uns aber direkt die vielen traditionell bunt gekleideten Frauen ins Auge gesprungen, die Cholitas. Dicke Waden, lange Zöpfe, ein Bowlerhut und immer fleißig, sieht man sie in der ganzen Stadt arbeiten und die verschiedensten Dinge verkaufen. Wir sind mit einer Seilbahn in die direkt angrenzende über 4000 m gelegene Stadt ‚El Alto‘ gefahren. Die (rote) Seilbahn haben übrigens Österreicher gebaut, und die Anlage sieht original aus, wie eine Skigondel. Dort oben haben wir etwas Zeit auf einem der größten Märkte Südamerikas verbracht. Hier gibt es einfach alles. Textilien und Lebensmittel natürlich. Aber auch Autoersatzteile, jede Menge Diebesgut, benutzte medizinische Instrumente und wohl sogar Tiere, wie z. b. Affen. Das war aber nur hörensagen, gesehen haben wir keine. Mit der Kamera sind wir hier ein bisschen vorsichtiger umgegangen. Wir wollten sie ja nicht später wieder in der Elektronikabteilung auf dem Verkaufsstand wiederfinden.
Wir haben uns erklären lassen, dass die Bolivianer ziemlich abergläubisch sind und es hier in La Paz sogar noch viele ‚praktizierende‘ Hexen gibt. Egal ob man körperliche Leiden verspürt, der heimliche Geliebte einem nicht die gewünschte Aufmerksamkeit erbringt oder man mit dem Kinderwunsch nicht weiter kommt, damit geht man dann zur Hexe seines Vertrauens und alles nimmt seinen Gang. Um die absurdesten Wünsche zu erfüllen, werden u. a. gewisse Zutaten wie Lamaföten in einem Feuer verbrannt. Die ganzen Zutaten bekommt man in La Paz überall zu kaufen. Der Großteil der Bevölkerung ist zwar eigentlich katholisch, aber trotzdem ist bei der indigenen Bevölkerung immer noch eine Verbundenheit zu althergebrachten Glaubensweisen vorhanden. Die Naturkräfte Pachamama (die Erde), Inti (der Sonne) und Apus (den Berggeistern) spielen immer noch eine große Rolle im alltäglichen Leben hier. Bevor Alkohol getrunken wird, wird erst auch Pachamama ein Schluck gegönnt…heißt der erste Schluck Bier wird auf den Boden geschüttet. Und hauptsächlich früher, aber vermutlich auch gelegentlich heute noch, werden zu gewissen Anlässen wie dem Bau eines Hochhauses auch Menschenopfer (!) erbracht, damit Pachamama zufrieden ist und die Menschen behütet.
Kulinarisch darf man nicht allzu viel hier erwarten. Zu Essen gibt es hauptsächlich Fleisch, Eier und Reis und insgesamt eher ziemlich ungesundes Zeug.
Und was man natürlich auch überall bekommt, ist Koka. Kokablätter, Kokatee, Kokasüßigkeiten, Koka, Koka, Koka. Kein Wunder, denn Bolivien ist der drittgrößte Kokablätter Produzent. Es wird geschätzt, das 58 % in traditionellen Verbrauch gehen und der Rest zur Herstellung von Kokain gebraucht wird. Koka ist ansonsten so beliebt, weil es erstens bei Schwierigkeiten mit der Höhe helfen soll und zweitens Hunger und Durst unterdrückt, was der arbeitenden Gesellschaft ‚zu Gute‘ kommt.
Nach zwei Tagen hatten wir aber genug von dem Großstadtchaos. Eigentlich sind die Straßen in La Paz schon so gefährlich genug, wir haben es trotzdem gewagt: die camino de la muerte oder auch die Road of death!
Ich habe mich oft gefragt ob die Frauen diese bunte Kleidung nur zu bestimmten Anlässen tragen.Anscheinend nicht.Find es sehr schön.Auf dem Markt hätte ich wohl bei den bunten Ponchos zu geschlagen 😀 .Die anderen “ Sachen “ sind für uns wohl eher crazy.Aber andere Länder,andere Sitten.Obwohl das Leben dort sicher nicht einfach ist ,könnte ich mir vorstellen,dass die Menschen mit dem was sie haben ,zufriedener sind als so mach einer hier.
Vorallem ältere Damen tragen noch diese Kleider. Die jüngeren sind wohl auch nicht mehr so angetan davon. Sandra würde am liebsten auch zuschlagen aber leider sind die Rucksäcke schon ziemlich voll 😉