Während auf der Südinsel kühlere Regionen und Gletscher die Ausflüge dominierten, geht es auf der Nordinsel ziemlich heiß daher. Kein Wunder, wo wir ja hier nun unterwegs sind ? Nein, Spaß beiseite. Die Insel ist von Vulkanen durchzogen und das Erdinnere noch ziemlich aktiv, weshalb hier viele geothermische Aktivitäten unsere Ausflugsziele bestimmten.
Angekommen sind wir mit der Fähre mittags im windigen Wellington (auch „Windy Welly“ genannt), wo wir noch den Nachmittag verbrachten.
Tongariro National Park
Unser eigentliches Ziel war am nächsten Tag der Tongariro National Park. Der Park besitzt drei aktive Vulkane, die man auf einem der „Great Walks“ in 3 bis 4 Tagen umrunden kann. Wir wollten „bloß“ das Tongariro Alpin Crossing machen, die schönste Tageswanderung die Neuseeland zu bieten haben soll (nach Angaben in den meisten Broschüren). Mit rund 20 km bergauf, bergab ein wirklich guter Tagesmarsch. Am ersten Tag wegen schlechten Wetters geschlossen, ging es also den Tag darauf los. Mit drei anderen Jungs hatten wir uns verabredet, ein Auto am Start- und eins am Zielpunkt zu parken, um uns den teuren Shuttlebus zu sparen und gemeinsam über den Berg zu gehen. Ich würde euch gerne beschreiben was wir dort alles tolles gesehen haben, doch leider gab es aufgrund von Wolken nur ca. 20 m Sicht. Somit hatten wir zwar ein gutes Training an dem Tag, aber gesehen haben wir nichts außer Nebel.
Dafür besuchten wir in der Gegend noch ein paar andere tolle Orte, unter anderem zwei Schauplätze von „Der Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“. Beeindruckend war ein Felsmassiv welches im Film als „Tor zu Mordor“ bekannt ist. Auch wenn man in der Realität nur eine bedingte Ähnlichkeit erkannte, war der Anblick und die Aussicht der rauen Vulkanlandschaft ziemlich außergewöhnlich und definitiv sehenswert. Direkt nebenan hatten die Orks sogar ein Skigebiet, welches zurzeit aber noch geschlossen ist.
Rund um Rotorua
Nun wurde die Luft etwas dicker. Bevor wir überhaupt was von der Gegend unseren nächsten Stops, Rotorua, gesehen hatten, hatte man es aber schon gerochen. Die Luft ist erfüllt vom Geruch fauler Eier. Alles ist durchzogen von thermalen Aktivitäten. Dampf steigt aus Gullys, Gärten und anderen Ecken empor. Überall gibt es unterirdische heiße Quellen, die ihren Weg an die Oberfläche suchen. Auf der Strecke dorthin nahmen wir zunächst noch ein kostenloses Bad in einer heißen Quelle, die in einem Fluß mündet. In der Mündung bei ca. 42 °C ist es noch so eben erträglich. Aufwärts Richtung Quelle war es dann aber doch zu heiß zum baden.
Ein Besuch im Thermalpark Wai-O-Tapu zeigte uns die große Vielfalt an thermalen Aktivitäten in diesem Gebiet. Riesige Löcher aus denen gelber Schwefeldampf emporsteigt, heiße, blubbernde Seen und Terrassen aus erkalteten Mineralien, die aus der Tiefe ihren Weg an die Oberfläche suchen. Auch einen großen Geysir kann man dort bestaunen. Jedoch wird dieser jeden Morgen künstlich ausgelöst, weshalb wir ihn am Nachmittag nicht mehr sehen konnten. Ganz spannend, bzw. irgendwie beruhigend waren die Schlammseen, in denen es nur so vor sich hin blubberte. Ich hätte stundenlang dabei zusehen können.
Ausflug ins Auenland
Ein absolutes Highlight erwartete uns, nach dem wir drei Tage schlechtes Wetter in einem Hostel in Rotorua abgesessen hatten. Nicht weit entfernt liegt die Filmkulisse „Hobbiton„, aus den Filmen „Der Herr der Ringe“ sowie „Der Hobbit“. Während alle anderen Kulissen wieder in ihren Ursprung zurück versetzt wurden, blieb dieses Dorf der Hobbits für Besucher bestehen. Besuchen kann man diesen Ort jedoch nur in geführten Gruppen. Nachdem uns ein Bus vom Ticketschalter zum Dorf gefahren hatte und wir das erste mal um eine Ecke Bogen und das Dörfchen erblickten, fühlte man sich gleich in eine andere Welt versetzt. Man stand direkt in einem wundervollen Gemüsegarten, Schmetterlinge flogen um einen umher und überall diese kleinen Hobbithöhlen. Nach einem Rundgang vorbei an allen Höhlen, Gärten und vielen Geschichten rund um die Entstehung der Szenen, endete unsere Tour nach ca. 2 Stunden mit einem kühlen Bier in der Schankstube „Green Dragon“ – wir hatten nur gefrühstückt bisher ? .
Coromandel Peninsula
Etwas, was wir unbedingt besuchen wollten in Neuseeland, war der Hot Water Beach. Dieser Strand liegt auf der Coromandel Halbinsel und bietet ein ganz außergewöhnliches Naturspektakel. An einem kleinen Strandabschnitt gibt es zwei heiße Quellen in ein paar Kilometer Tiefe, die 64 °C heißes Wasser an die Oberfläche befördern, bzw. knapp unter die Oberfläche. Bei Ebbe konnten wir dann ein Loch graben in dem sich heißes und kühleres Wasser mischten und wir somit für ein paar Stunden eine tolle Badewanne am Meer hatten.
Unser Besuch der etwas nördlich liegenden Cathedral Cove klappte erst beim zweiten Anlauf. Für ein solches Touristenziel ist der Parkplatz leider ein wenig knapp bemessen und es war schon alles voll als wir am ersten Tag ankamen. Doch das Warten hatte sich gelohnt. Am nächsten Tag waren wir extra früh dran und wurden mit einem unglaublich tollen Anblick eines ausgewaschen Felsen belohnt. Durch die Höhle hindurch gelangt man zu einem weiteren Strand, den wir eine zeitlang fast für uns hatten.
Dafür hatten wir den riesigen, aber verborgenen New Chums Beach ganz für uns alleine. Dieser Strand gilt nicht umsonst als einer der schönsten Neuseelands. Verborgen deshalb, weil nur ein recht beschwerlicher, etwa halbstündiger Weg über Geröll am Ufer und Dschungelpfade dorthin führt, sowie eine Durchquerung hüfthohen Wassers in einer Flussmündung. Der Weg hat sich definitiv gelohnt. An dem fast unberührt wirkenden Strand hatte jemand zuvor eine kleine Hütte aus Treibholz und Palmenzweigen gebaut. Ich fühlte mich wie ein Ureinwohner auf einer einsamen Insel.
Aber unser wohl bestes Erlebnis überhaupt in Coromandel waren Stuart und seine Schweine. Kreuz und quer über die Straße laufend, sahen wir schon die ersten Schweinchen direkt bei unserer Ankunft. Oh mein Gott, waren die süß, besonders die kleinen Babyschweinchen. Das Gelände mit kaputten Autos, Baucontainern und was weiß ich noch, sah zwar etwas unheimlich aus – aber Babyschweine! Auch Stuart, der Besitzer rannte dort rum, und wirkte barfuß, zwischen dem Schrott und den Schweinen stehend, nicht weniger unheimlich. Doch er stellte sich als ein ganz netter Kautz heraus, auch wenn er uns erzählte das einige seiner 70 Schweine mit ihm Abends Fernseh schauen und auch welche mit ihm ins Bett gehen. Er ließ uns ein paar seiner Schweine auf den Arm nehmen und zeigte uns, wie seine Schweine am liebsten gekrault werden. Von allem was Neuseeland zu bieten hatte, war das sicherlich eins unserer coolsten Erlebnisse ? .
Nördlich von Auckland
Da unsere Reise in Auckland enden sollte, fuhren wir dort erst einmal nur hindurch, um noch ein paar Tage den Norden der Nordinsel zu erkunden. Wir starteten mit einem Besuch der schwarzen Strände bei Karekare und einem Wasserfall, der wie eine kleine Oase wirkt.
Im Waipoua Kauri Forest statteten wir den alten Riesen einen Besuch ab. Dort stehen die Kauri Bäume, welche einmal ganz Neuseeland bewaldeten. Diese riesigen Bäume, der Größte mit 13,77 m Umfang, einer Höhe von 51,2 m und etwa 2000 Jahre alt, ließ uns und umstehende Bäume einfach nur winzig erscheinen.
Kayak fahren haben wir schon mal gemacht. Wir sind irgendwie nicht die Besten darin, doch das letzte Abenteuer übertraf einfach mal alles. Wir haben an einem Bauernhof unterhalb der Bay of Island gecampt, der auch Kayaks vermietet, mit denen man die verzweigte Flusslandschaft in der Umgebung erkundschaften kann. „Auf dem Hinweg immer Rechts und Rückweg immer Links halten“ sagten sie uns noch, damit wir uns nicht verirren. Ja genau. Aber keiner sagte, dass wir rechtzeitig zurück sein müssten wegen der Ebbe. Eine Stunde paddelten wir hinaus, in Richtung eines Hafens. Wir hielten uns ein wenig an einer einsamen Bucht auf, ehe wir uns auf den Rückweg machten. Hmm, irgendwie sah vieles plötzlich anders aus. Und vor allem, wo war das Wasser? Das Land mit seinen Mangroven um uns herum wurde plötzlich breiter, unsere Fahrspur immer schmaler und flacher. Und scheinbar hatte unser Kayak auch noch ein Leck – Sandra saß schon komplett im Wasser. Wir paddelten und paddelten und dachten wir, wir müssten doch gleich irgendwann mal da sein. Aber kein Land in Sicht bis wir schließlich mal ans Ufer paddelten, das Wasser aus dem Kayak ließen und mit dem Handy unseren Standort lokalisierten. Oh nein, falsche Abzweig genommen und ein paar Kilometer in die falsche Richtung gepaddelt. Also alles wieder zurück. Nur ging das mittlerweile nicht mehr wirklich gut. Ständig mussten wir aussteigen und das Kayak über zu flache Stellen schieben oder tragen, da der Tiedenhub hier ziemlich schnell das Wasser klaut. Ein paar Stunden, mehrere Lach-/ Verzweiflungs-/ Wutanfälle, tausendmal ein und aussteigen, später, kamen wir endlich völlig erschöpft, hungrig und mit schweren Schultern am Camp wieder an. Also nächste mal besser informieren was einen erwartet… ?
Nach einem Besuch der Mermaid Pools sollten wir endlich noch einen Kiwi sehen dürfen. Wir haben von einer Auffangstation für verletzte Vögel gelesen (Native Bird Recovery Centre in Whangarei), die unter anderem einen Kiwi beherbergen. Während die meisten Vögel dort wieder aufgepeppelt und in die Wildnis entlassen werden, lebt Sparky, der Kiwi, seit dem er ein Baby ist dort. Er verlor ein Bein nachdem er in eine Possumfalle trat und kann in der Wildnis nun nicht mehr überleben. Er reist aber im Aufklärungsauftrag mit Robert, der die Station gegründet hat, durch die Schulen im Land. Wir durften ihn sogar mal anfassen und zuschauen wie er nach Würmer im Boden suchte. Außerdem zeigte uns Robert noch eine Menge anderer Pflegefälle die zurzeit in seiner Station sind. Wir durften noch eine Babyeule, Babyeisvogel und vieles mehr sehen. Lohnt sich auf jedenfall mal vorbei zu schauen, wenn man in der Nähe ist. Kiwis sind nämlich eigentlich ziemlich scheu und nachtaktiv, sodass die Chancen nicht sehr groß sind, einen in der freien Natur zu sehen.
Die letzten Tage in Auckland verbringen wir gerade damit unsere Reise für Südamerika zu planen, Campingequipment wieder los zu werden und die Stadt ein wenig zu besichtigen.