Man fährt und fährt und fährt und fährt und es ändert sich einfach nichts. Irgendwann wird man da irgendwie ein bisschen irre. Die Straße führt stur gradaus. Auch wenn es im Northern Terretory zwischenzeitlich sogar kein Speedlimit gab, tuckern wir mit unseren 90 km/h nur so vor uns hin. Tempomat rein und man könnte die Füße hochlegen, wenn nicht ab und zu doch ein Roadtrain zu überholen wäre oder um den doofen Echsen auszuweichen, die sich auf der Straße sonnen. Man ist sich sicher den Busch da rechts, genau an dem, ist man schon zwei mal vorbei gekommen. Mit dem Buschgruß (ein Finger vom Lenkrad erhoben) versuchen sich die Reisenden auf den Straßen zu grüßen bzw. viel mehr sich gegenseitig wach zu halten. Das Känguru ist schon lange zu Ende gehört, unsere Playlisten hängen uns zu den Ohren raus, 500 Miles und die Spice Girls heben die Stimmung im Auto auch nur noch minimal. Figuren für ‚Wer bin ich?‘ fallen einem keine mehr ein. Irgendwann fängt man an, Steine zu sehen, die Kleidung tragen und Aliens, die Tankstellen übernommen haben. Spätestens da fängt man endgültig an, an seinem Verstand zu zweifeln.
2400 km waren es von Alice Springs bis an die Ostküste nach Cairns. Drei Tage haben wir für die Strecke gebraucht. Kurz vor der Hälfte haben wir wieder mal den Bundesstaat gewechselt und die Uhr wieder eine halbe Stunde vor gestellt. Wir sind jetzt in Queensland, dem Sonnenstaat Australiens. Und irgendwie von jetzt auf gleich standen wir dann zuerst mitten in saftig grünen Feldern mit dicken Milchkühen, die uns denken ließen wir seien in der Schwäbschen Alb, und dann wieder ganz plötzlich mitten im Regenwald. Wasserfälle, Schilder die vor Kängurus in Bäumen (ja genau: hä?) und Casowarys warnen und ganz enge Straßen, die serpentinenförmig durch den nebligen, dichten Dschungel führen. Wir hatten nach der ganzen Fahrerei erstmal die Nase voll vom Auto fahren. Und überhaupt wollen wir es erstmal etwas gemächlicher angehen lassen. Deshalb haben wir erstmal keinen Stop in Cairns selber gemacht, sondern sind gleich, noch ein Stückchen nördlicher gelegen, in den Daintree Nationalpark gefahren und wollten dort ein paar Tage ganz entspannt, so hatten wir es uns zumindest vorgestellt, den ältesten Regenwald der Welt entdecken.
So richtig entspannen kann man aber irgendwie nicht, wenn an jeder Ecke Krokodile lauern oder man irgendwie nicht weiß, ob das laute, böse Knurren jetzt aus Tobis Magen kam oder doch eher von Wildschweinen, die wir kurz vorher noch mitten im Dschungel an uns vorbei flitzen sehen haben. Mein Herz schlug jedenfalls einen kleinen Ticken schneller. Eine Aussicht vom Mt Sorrow, für den wir uns fast 8 km steil bergauf und wieder bergab durchs Dickicht geschlagen haben, gabs leider dank der Regenwolken auch nicht (Regenwolken im Regenwald, wer hätte das gedacht), genauso wenig wie wir uns danach den ganzen Schlamm und Schweiß noch nicht einmal bei einem Bad im Meer abwaschen konnten, denn dort gibt es neben den besagten Krokos auch noch Würfelquallen, denen wir auch nicht begegnen wollten.
Nein Spaß beiseite (obwohl es schon so war 😉 ), es hat uns dort super gut gefallen, auch wenn der Park mehr Abenteuer als Entspannung zu bieten hatte. Endlich mal wieder was anderes, endlich mal wieder grüne Landschaft. Wie der bergige Regenwald dort direkt an das Meer grenzt, ist wirklich wahnsinnig schön. Und alles ist zumindest dort noch so naturbelassen und untouristisch, obwohl es ja doch ein Touri Highlight in der Region ist. Wir hatten sogar das Glück zwei Casowarys zu sehen, die einfach über unseren Campingplatz spaziert sind. Entspannung gabs danach beim Bummeln durch Port Douglas und Cairns und (jetzt endlich!) relaxen am Strand in Mission Beach, denn dort gibt es extra Netze im Wasser, die die Quallen abhalten sollen, an den Strand zu gelangen.
Ach und falls jemand eine gute Playliste auf Spotify für uns hat, nur her damit 😉