Kerala – Im Süden Indiens

Von Varanasi aus ging es weiter nach Kerala in das „Land der Kokospalmen“, ein Bundesstaat im Süden Indiens am arabischen Meer. Palmen, Kokosnüsse Strand, Meer und ein bisschen Entspannung sollte uns dort erwarten.

Um dorthin zu kommen haben wir uns direkt – ganz entspannt – einen Flug gegönnt. Mit einem kurzen Zwischenstopp in Delhi waren wir im Nu angekommen, während die Zugfahrt wohl so etwa 30 Stunden gedauert hätte.

Gelandet sind wir in der Handels- und Fischerstadt Kochi. Schon beim Aussteigen aus dem Flugzeug bemerkten wir das deutlich andere Klima, als im Norden Indiens. Nicht mehr ganz so heiß (nur noch 30-32 °C) dafür aber nun feucht-tropisch (80-85 % Luftfeuchtigkeit). Der Geruch von Meer und Fisch lag in der Luft. Dort machten wir einen Tag lang Halt, machten ein bisschen Sightseeing und genossen das gute Essen. Am Hafen von Fort Kochi kann man beobachten, wie Fischer mit Hilfe von den für Fort Kochi berühmten „Chinesischen Fischernetzen“ Fische fangen. Ein Tuktuk-Fahrer der uns für 50 Rs für eine Stunde, die wichtigsten Ecken zeigte (und uns in ein paar Läden geschleppt hat, um dort Tank-Coupons zu bekommen) zeigte uns auch die Großwäscherei der Stadt, in der viele Hotels etc. die Wäsche waschen lassen. Das war mal interessant zu sehen, denn Waschmaschinen gab es dort keine. Die Wäsche wurde selbst in dem Großbetrieb komplett per Hand gewaschen, zum Trocknen auf einer riesigen Fläche mit Wäscheleinen aufgehängt und anschließend gebügelt. Das vieles hier in Indien, für uns Europäer noch sehr altmodisch, von Hand gemacht wird, konnten wir aber generell schon häufiger beobachten.

Am Tag darauf ging es weiter mit dem Zug nach Allapuzha. Die Stadt liegt direkt an den Backwaters, durch die wir gerne eine Bootstour machen wollten. Die Backwaters bestehen aus Seen, Lagunen und Flüssen im Hinterland Keralas, die durch natürliche und teilweise auch angelegte Kanäle zu einem riesen Wasserstraßennetz wurden. Mittendrin gibt es viele kleine Dörfer, in denen Menschen leben und die Backwaters landwirtschaftlich nutzen, vor allem durch Reis- und Kokosanbau. In unserem Homestay haben wir also eine Tour gebucht, die so ziemlich den ganzen Tag in Anspruch nehmen sollte inkl. Frühstück und Mittagessen. Wir hatten noch verstanden, dass wir wohl erst mit einer Fähre und später in einem kleineren Boot unterwegs sein würden. Mehr Infos hatten wir mal wieder nicht. Wir hatten aber schon so diverse Touribötchen gesehen und in etwa eine Vorstellung. Klar kam es wiedermal anders.

Wir zahlten unsere 800 Rs p. P. (11€) im Homestay und wurden pünktlich von unserem fast zahnlosen Bootsfahrer „Rajid“ abgeholt. Mit ihm liefen wir dann zum nicht weitgelegenen Bootsanlieger, wo er direkt damit begann, dass wir uns ein Ticket für 100 Rs kaufen müssten, wenn wir mit einem Boot für Touristen fahren wollen würden. Ansonsten müssten wir mit der normalen einfachen Fähre fahren. Das fanden wir direkt wieder etwas seltsam, denn in unserem Preis sollte ja alles enthalten sein. Also haben wir mit der normalen Fähre vorliebgenommen und sind damit durch die Backwaters getingelt. Die Einheimischen nutzen die Fähre, die etwa alle 500 m hält, quasi wie einen Bus. Nach 1,5 Stunden machte unser „Bootsfahrer“ verständlich, dass wir aussteigen sollten und führte uns zu Fuß immer weiter an einem kleinen Kanal entlang in den „Dschungel“ hinein. Wir waren zunehmend verunsichert, wo es denn nun hingehen sollte bis sich herausstellte, dass er uns zu sich nach Hause brachte. Ganz abgelegen lag seine kleine, sehr einfache Hütte, in dem uns schon seine Frau erwartete. Damit hatten wir definitiv nicht gerechnet. Aber es stellte sich schnell heraus dass Rajid und seine Frau wirklich sehr lieb, witzig und grenzenlos gastfreundlich sind. Weil das Frühstück noch nicht ganz fertig war, wurde erst ein Plätzchen zum Sitzen vor dem Haus für uns hergerichtet und später gab es dann in der Hütte das Frühstück für uns. Frühstück hieß in dem Fall Reisnudeln mit Zucker und Kokos. Und dazu Mini-Bananen, die es hier überall zu kaufen gibt. Sehr lecker! Danach wurden wir dann in ein kleines Kanu verfrachtet und durch Rajid durch die kleinen Kanäle der Backwaters geschippert bis es Mittagessenszeit wurde. Die Landschaft dort ist wirklich beeindruckend schön und die Ruhe dort ein krasser Kontrast zum restlichen Indien. Neben unzähligen Palmen, Vögeln, Wasserpflanzen konnten wir auch viele Menschen beobachten, die ihrer Arbeit am und auf dem Fluss nachgingen (Verkäufer in kleinen Kanus, Wäsche waschende Frauen,…). Zum Mittagessen gab es für uns dann, angerichtet auf einem Bananenblatt, einen gebratenen Fisch (unglaublich lecker!!), den Rajid wohl angeblich selbst am Abend zuvor gefangen hat. Komisch fand ich nur, dass ich am Morgen noch seine Frau beobachtet hatte, die beim Fischhändler, der auf dem Rad mit einer Kiste Fisch vorbei kam, einige Fische gekauft hatte, die dem auf unserem Bananenblatt verdächtig ähnlich sahen. Zu dem Fisch gab es Reis, ein Gemüsecurry, ein Omelett, ein frittiertes Brot voller Ameisen und noch mehr von Rajids selbst angebautem Gemüse und Gewürzen.
Danach zeigte er uns noch ein wenig von seiner Hütte und erzählt uns einiges aus seinem Leben. Extrem stolz schien er besonders auf seine Bücher zu sein, in denen wohl jeder einen Kommentar hinterlassen soll, der bei ihm zu Gast war. So natürlich auch wir bevor es wieder zurückging. Auch die Medaillen, die sein Sohn beim Surfen gewonnen hat (er soll wohl auch international recht erfolgreich sein) und die Sammlung an Geldscheinen aus aller Welt (wir hatten zwar grade keinen Euroschein zur Hand, haben aber seine Sammlung um eine 1 € Münze erweitert) schienen ihn zu begeistern.

Gegen 4 Uhr machten wir uns dann wieder auf den Rückweg. Alles in allem war die Tour zwar anders als gedacht, aber wir wurden nach anfänglichem Misstrauen einfach nur positiv überrascht und es wurde ein wirklich entspannter und eindrucksvoller Tag. Einen kleinen Einblick in das Leben der Einheimischen zu bekommen war vermutlich tausendmal spannender, als den ganzen Tag auf einem Touriboot zu hocken.

Am Abend ging es dann auch direkt mit dem Zug weiter nach Varkala, wo wir unsere restliche Zeit in Indien in dem doch eher touristischen Örtchen mit Rumgammeln, Essen (ganz viel Fisch, Kokos und die unterschiedlichsten Bananen) und „Baden“ am Strand verbracht haben. Unsere Unterkunft lag unmittelbar an einer Klippe. Von unserem Balkon aus konnten wir den Blick auf den Ozean genießen. Schon bei unserem Frühstück am ersten Tag konnten wir eine Gruppe Delfine im Meer beobachten und später sogar einen Wal. Zum Strand waren es drei Gehminuten. Rechts und links von unserer Unterkunft gab es unzählige nette Restaurants und kleine Geschäfte in denen man Klamotten kaufen kann, die wir Europäer als indisch bezeichnen würden, die Inder aber natürlich niemals tragen würden. In Ruhe schwimmen konnte man aufgrund der doch echt krassen Strömung nicht, sondern eher mit den „Wellen kämpfen“, wobei ich im Wasser auch eher vergebens damit beschäftigt war meinen Bikini einigermaßen zusammen zu halten. Erfrischend konnte man das Wasser auch nicht nennen, denn die Wassertemperatur betrug in etwa die der Lufttemperatur. Dafür gab es zwischendurch mal den einen oder anderen Regenschauer – Ausläufer des Monsuns. Trotzdem war es ideal um ein bisschen „aufzutanken“ nach dem ganzen Stress in den Großstädten. Dazu konnten wir noch einige Bekanntschaften machen, wie z. B. Marc aus Bamberg mit dem wir einige Tage verbracht haben (liebe Grüße 🙂 ).

 

2 Replies to “Kerala – Im Süden Indiens”

    1. Ja, das sieht spannend aus. Dort werden wir wohl aber nicht hinreißen. Sollten wir jedoch nach Südamerika kommen, wollen wir vermutlich in Bolivien die Road of Death besuchen.

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